Die Definition von conscious beauty – mit Veronika Haslinger.

Veronika Haslinger

Stilblut ist ein Instagram-Account, auf dem man wunderschöne Fotos von sorgfältig inszenierten und überwiegend natürlichen Beauty-Produkten findet. Immer Ton-in-Ton, immer ein bisschen rosa und immer ein bisschen experimentell. Die Frau hinter diesem Account ist Veronika Haslinger – zweifelsfrei eine wahre Beauty-Expertin. Denn alle Produkte, die sie zeigt, fotografiert sie natürlich nicht nur, sondern testet sie auch – aus Neugierde und aus Leidenschaft.

Die Wahlmünchnerin hat ihren Instagram-Account vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufen, um zu beweisen: naturbelassene Kosmetik kann richtig was! „Es gibt wahnsinnig tolle Produkte, die nicht nur mit konventioneller Kosmetik mithalten können, sondern locker flockig an ihr vorbeiziehen“, sagt sie. Und mit ihrer Ästhetik verfolgt sie die Intention, die „inneren Werte“ von diesen tollen Produkten nach außen zu tragen und zu präsentieren. Ein Umkehrschluss, der voll aufgeht! Umso mehr freuen wir uns, dass sich Veronika die Zeit genommen hat, ihre Geschichte zu erzählen und sich unseren Fragen rund um das Thema Conscious Beauty anzunehmen.

Fangen wir vorne an: Wann und wie bist du beim Thema Conscious Beauty gelandet?

Ich bin mit Naturkosmetik aufgewachsen, bei uns standen immer Produkte von Weleda, Lavera, Speick und Co. im Badezimmer. Hinzu kommt, dass meine Mutter seit ich denken kann ihre eigene Gesichtscreme herstellt, die von der ganzen Familie verwendet wird.

Hattest du trotzdem bezüglich Kosmetik einen Aha-Moment? Also einen Moment, in dem du gemerkt hast, du möchtest etwas ändern?

Es gab einen Aha-Moment beim Thema Tierversuche. Mir war viel zu lange gar nicht bewusst, dass die Problematik brandaktuell ist und stündlich Tiere leiden müssen – jährlich insgesamt bis zu 500.000 – weil man an ihnen Produkte testet. Vor allem aufgrund der Gesetze in China. Um kosmetischen Produkte dort zu importieren und zu vertreiben, ist das Durchführen von Tierversuchen an Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen, Hamstern und Ratten auch für ausländische erforderlich.

Inwiefern hat diese Erkenntnis dein Kaufverhalten beeinflusst?

Ich achte bei jedem Produkt immer und ganz besonders darauf, dass es cruelty-free, also frei von Tierversuchen, ist.

Was ist dir noch wichtig?

Klar, die Inhaltsstoffe. Je weiter vorne die angegebenen Incis (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) aufgelistet sind, etwa Hyaluron, Squalane, teure Öle, desto besser. Und es sollte kein Parfum enthalten sein. Darüber hinaus ist auch die Verpackung relevant. Sie sollte hochwertig sein und empfindliche Inhaltsstoffe vor Licht schützen.

Was würdest du Personen raten, die auf eine Conscious Beauty Routine umstellen möchten?

Conscious Beauty ist ein weites Feld und jeder setzt seine Schwerpunkte anders. Für mich geht es dabei nicht nur um einen bewussten Umgang mit den Inhaltsstoffen und der Ethik, sondern auch um eine bewusste Anwendung, sprich: kein liebloses und hektisches Geschmier und Gerubbel sondern ein Ritual, bei dem ich entschleunigen kann und mich entspanne.

Um sich zwischen den vielen Produkten zurechtzufinden, bietet die App Codecheck eine gute Orientierung, auch wenn sie zum Beispiel teilweise nicht bei der Menge oder Herkunft der Inhaltsstoffe differenziert. Dann gibt es natürlich noch Beauty-Coaches wie Lisa Scharff oder Dunja Kara, bei denen man beratend an das Thema herangeführt wird. Man kommt aber nicht drum herum, sich auch selbst schlau zu machen. Ein kleiner Tipp: Samples! Shops wie Amazingy und Genuine Selection bieten dahingehenden tolle Sets an, mit deren Hilfe man sich schön an Produkte herantasten und swatchen kann.

Du hast erzählt, dass deine Mutter selbst Cremes herstellt. Hast du dir von ihr etwas abgeschaut und ein einfaches Rezept parat?

Meine Mutter hat über die Jahre eine perfekte Routine entwickelt, inklusive Hygienstandards und Temperaturen, die man beachten muss. Das sollte man nie unterschätzen, weshalb ich für mich auch nur einfache Rezepturen anrühre, aber auch nur selten.

Unschlagbar sind Pflanzen und Hausmittel wie Aloe Vera, Bio-Apfelessig, Kaffeesatz und Aufgüsse mit Salbei, Rosmarin oder anderen Gartenkräutern. Aloe Vera Gel hilft super bei gereizter Haut oder Sonnenbrand. Bio-Apfelessig eignet sich im Verhältnis 1/10 mit Wasser gemischt als Spülung für die Kopfhaut, für glänzende Haare. Kräuteraufgüsse verwöhnen als Dampfbad das Gesicht oder helfen ebenfalls, die Kopfhaut zu beruhigen. Kaffeesatz, ideal ist Espresso, mische ich mit Olivenöl zu einem Bodypeeling. Wer mag, kann noch etwas Bio-Honig dazugeben. Aber Vorsicht: Der Sauereifaktor ist sehr hoch.

Deine Haut hat einen ganz natürlichen Glanz, der einem auf jedem deiner Fotos entgegenstrahlt. Was ist dein Geheimnis?

Ein Teil unserer Hautstruktur ist immer Veranlagung, auch wenn uns Werbung und Kosmetikindustrie etwas anderes suggerieren. Den anderen Teil kann man tatsächlich beeinflussen. Ich peele regelmäßig mit sanften Säuren und ab und zu mit einem mechanischen Peeling. Außerdem pflege ich wie ein Weltmeister. Da muss man aber aufpassen, sonst wird es zu viel, die Haut quillt und man bekommt einen Ausschlag – Stichwort periorale Dermatitis. Das hatte ich aber tatsächlich nicht mehr, seitdem ich fast nur noch organic und cleane Hautpflege verwende.

Bei mir sieht eine typische Pflegeroutine zum Beispiel so aus: Das Gesicht wasche ich morgens nur mit eiskaltem Wasser. Dann benutzte ich Toner/Essenz, Serum (Vitamin C oder Hyaluron), gebe auf die feuchte Haut ein paar Tropfen Öl und on top eine Gesichtscreme mit Lichtschutzfaktor oder eine Gesichtscreme und dann noch Lichtschutzfaktor extra. Jetzt kommt noch ein flüssiger Highlighter auf die Haut und dann eine leichte Foundation, sodass der Highlighter durchscheinen kann. Was immer schnell und easy für Glow sorgt: cremige Luminizer von RMS, Ilia, Ere Perez oder Kjaer Weis auf Wangenknochen, Kinn und Nasenrücken geben.

Worauf achtest du bei der Hand- und Nagelpflege?

Da mag ich es gern unkompliziert. Die Produkte sollten leicht aufzutragen und problemlos abnehmbar sein, ohne dass ich mit einem Lösungsmittel anrücken muss. Die Haltbarkeit ist bei mir eher sekundär. Bezüglich der Farben setze ich auf Nude und Rot. Seit einigem Monaten nehme ich im Übrigen Supplements, die Biotin und Zink enthalten. Seitdem sind meine Nägel nach einer brüchigen Phase wieder fest und schön. Außerdem massiere ich meine Gesichtsöle immer noch in die Nägel und versuche dann nur die Handflächen zu waschen.

Zum Abschluss: Verrätst du uns deine drei persönlichen Lieblingsbeautyprodukte?

Fürs Protokoll: Ich habe viel mehr Lieblinge, aber wenn ich drei herauspicken muss, wären es wohl diese:

  1. Das Pflaumenkernöl von Le Prunier. Teuer, aber so gut, ein ganz besonderes Öl mit einer Textur wie Samt und einem wunderbaren Pflegeeffekt.
  2. Kjaer Weis in Embrace oder Reverence. Diese beiden sind nach wie vor meine liebsten Cremeblushs. Für die richtige Farbwahl einfach Samples bestellen!
  3. Apothekerspray von Saint Charles. Ein absoluter Game Changer, vor allem, wenn man in der Stadt lebt. Ich liebe es, damit meine Hände zu desinfizieren. Konventionelle Sanitizer finde ich schrecklich, sie trocknen die Haut aus. Alternativ gibt es von Susanne Kaufmann noch ein wunderbares Handspray.

Folge Veronika auf Instagram: @stilblut

Zudem schreibt sie regelmäßig für das Beauty Blogazine The Original Copy, ihr Profil findest Du hier